27.09.2014     Es gab viele fragende Gesichter, als man sich ausgerechnet im Nachbarort Murg zur Herbstwanderung traf. Wie es sich dann relativ schnell herausstellte, war dies ein Traumstart bei Traumwetter zu einer traumhaften Herbstwanderung. Zunftbrüder und Narrensamen, insgesamt 39 an der Zahl, waren bereit die Strapazen der Wanderung auf sich zu nehmen. Wie man im Radfahrerkreisen sagt, war es zunächst ein leichtes Einrollen, ging es doch mit dem Linienbus aufwärts bis nach Rickenbach. Nach einer kurzen Standzeit vom Bus endete für uns die Fahrt in dem Hotzenwalddorf Oberwihl, erstmals 1280 urkundlich erwähnt. Der Busfahrer war bestimmt froh, als die Wandergruppe ausstieg , denn so einem Lärmpegel  ist er sicherlich nicht immer ausgesetzt.

Jetzt war es soweit, die Kondition war gefragt, hieß es doch ab sofort, sich zu Fuß zu bewegen.

Im munteren Aufgalopp ging es  los, und man fand auch schnell Gesprächspartner, um so einen Anlass zur Kommunikation zu nutzen.   In der ersten Talsenke angelangt wurde der Lauf jäh unterbrochen, galt es doch Pilse zu sammeln oder sich aus einem wunderbaren Sack einen Becher Roten einschenken zu lassen, das ganze geschmacklich abgerundet durch ein Stück Speckgugelhupf.

So kann man sagen, dass der Aufgalopp auch der Beginn eines kulinarischen Tages war, den kein geringerer als unser Zunft- und Rebstockwirt  Hermann  zusammen mit Zunftbruder Alex  organisiert hat. Deren Frauen, Zunftwiebli Martina und Alexandra, waren gleich an der ersten Station für das Catering zuständig. Ein wunderbarer Service für die bereits warmgelaufene Wanderschar.   Minutiös war die Wanderung geplant und pünktlich wurde zum Aufbruch geblasen, um den Schildbach zu überqueren. Auf dem nächsten Teilabschnitt  wurden wir an einem idyllischen Waldweiher doch glatt vom Heidewiebli Renate und ihrem Begleiter Rolf überrascht.  Eigentlich doch untypisch, denn normalerweise überraschen Wanderer eher Pärchen im Wald als umgekehrt.

Die Wandergruppe war nun fremdgesteuert und folgte den Lockrufen vom Heidewiebli, hatte sie nebst ihrer Erscheinung doch hochprozentiges in ihrem Korb zu bieten.  Rolf, ein Grenzgänger aus der Mehreren Stadt,  begrüßte  im  Namen beider Städte Laufenburgs die  Wanderschar und Dank seiner geschichtlichen Aufklärung  wissen wir jetzt, dass hier das erste Schwimmbad von Oberwihl war. Von einem etwas höheren Standpunkt aus konnte er feststellen, dass sein Heidewiebli Renate immer noch von Zunftbrüdern umringt war. Was konnte Rolf da ausrichten? Er griff zur Trickkiste. Er ist in dieser Jahreszeit sicherlich einer der wenigen Schweizer, die keinen Pilzkorb im Wald dabei haben. Mit  einer Schachtel  voll mit Schweizer Schokistängeli drängte er sich in die Wandergruppe, die dann dank der süßen Verlockung von seinem Heidewiebli abließen. Nun bliesen Herman und Alex zum Aufbruch, denn jetzt ging es nach der Überquerung vom Schildbach  bergan. Auf der Anhöhe hatten wir einen wunderbaren Blick ins Rheintal, die benachbarte Schweiz, die Kirche von Görwihl und ersten Häuser von Rüsswihl. ‚Doch schon wieder drosselte die Gruppe das Tempo, stand der nächste Waldstopp laut Hermann an.   Doch die Wanderer waren schneller als der Begleittross. Eigentlich war geplant, dass uns hier Mitglieder des Gerbler Nünerröts empfangen. Doch die ließen uns kurzfristig im Wald stehen, da sie das nötige Personal nicht zusammen brachten. Also  sprang  Renate und Rolf mit dem geländegängigen Mercedes-Cabrio ein, das als Bierkutsche missbraucht wurde. Es war eine wahre Pilswanderung bis jetzt. Die Stärkung war bitternötig, denn  eine weitere Taldurchquerung stand bevor. Wieder überquerten wir den Schildbach, den es hier zweimal gibt, und erreichten die Hotzenwaldmetropole Görwihl (Gerbel).

Jetzt wurde die kulinarische Tour bayrisch, denn im Sportheim erwarteten uns Weißwürstle mit süßem Senf und Brezn,  wer mochte bekam dazu noch eine richtige Maß. Wer hatte das gedacht, es mochten so viele, dass die Krüge ausgingen.  Demensprechend war dann auch die Stimmung im Sportheim, eine gefräßige Stille trat nicht ein, im Gegenteil.  Freudig wurde das Laufenburger Lied gesungen und nach einen „Ratsch ab“ drängten die Organisatoren zum nächsten Termin.

Jetzt erwartete uns  ein Rundgang durch die Geschichte und das Leben im Hotzenwald. Alte Handwerkskünste, die heute fast vergessen sind, zeigen Zeugnisse alter Traditionen. Wer sind die Salpeterer? Wie wohnte man in früherer Zeit – typisch hotzenwälderisch oder wie sah der Schulalltag im Hotzenwald aus? All diese Fragen wurden uns bei einer Führung von den Herren Eisenbeiss und Maier beantwortet.

Geplant war die Führung in 2 Gruppen, es wurden aber 3 daraus, denn ein Teil verschwand lieber im Adler. Später eröffnete Hermann die herbstlich dekorierte Schüre im Rebstock in Görwihl, wo die nächste Stärkung auf uns wartete. Hier fanden dann fast alle wieder zusammen, eine kleine Gruppe war abhanden gekommen, über deren Verbleib ich  leider nicht berichten kann. Sie wurde nicht mehr gesichtet. Diese Narronen haben auf jeden Fall etwas verpasst!

Eine wunderbare Kartoffelsuppe mit viel Inhalt, ein Nachbar meinte dazu „Wochenrückblick“, dampfte schon im Topf, auch die kühlen Getränke standen schon bereit. Alles gespendet von unserem Zunftbruder, Zunft- und Rebstockwirt Hermann und seiner Martina.

Uns ging es richtig gut, wenn wir vergleichen, dass es zu anderen Zeiten für jeden Zunftbruder einen Obulus von 5 Mark von der Zunft als Zustupf zur Herbstwanderung gab. Nicht nur wir werden also länger an diesen wunderschönen Tag denken, sondern auch unsere Säckelmeister, da sie doch tiefer in die Tasche greifen mussten, was aber nicht jedes Jahr so beibehalten werden muss.

Später wusste ich, warum in der letzten Zeit das Handy meiner Frau so oft gepfiffen hat, denn auch an die Heimfahrt hatten die Organisatoren gedacht. So bildeten die Zunftwiebli nebst den bereits fahrtauglichen Zunftkindern eine WhatsApp-Gruppe für das Heimko-Taxi, nicht fahren Memphis. Gekonnt wurden die doch arg matten Wanderer heimgebracht. Je nach Fahrzeug landete man dann direkt vor der Haustüre, in Luttingen am Oktoberfest oder im Hähnle auf den ein oder anderen Absacker.

Es war eine tolle Herbstwanderung, denn immerhin hatten wir ca. 4 km Wegstrecke geschafft.  Einen herzlichen Dank den beiden Organisatoren Hermann Brutsche und  Alexander Baumgartner, Seniorchefin vom Rebstock und Heidewiebli Renate Brutsche mit ihrem sympathischen Begleiter Rolf Rebsamen, der Taximannschaft bestehend aus Julia, Lukas, Christopher, Yannik, Simone, 2x Martina, Alexandra, Renate und Claudia. Die Familiennamen wurden hier nicht erwähnt, damit nicht ständig wegen einem Taxi angerufen wird.

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